Dieses Gebäude steht in Konstanz. Dort tragen zwei Personen einen Balkon.
Immer wieder rede ich mit Menschen und vor allem Frauen, die Lasten tragen. Ja, es gibt die Lasten, die wir tragen müssen. Meine Beobachtung ist, dass wir Frauen gern auch die Lasten von anderen tragen. Dass Menschen in der Lage sind, uns mit ihrer Not so anzusprechen, dass wir versuchen ihre Last mitzutragen.
Wie du dir vorstellen kannst, liegt das nicht unbedingt an den anderen Menschen…sondern es geht darum, dass wir die Last auf uns nehmen. Das können ganz kleine Dinge sein: kannst du bitte mal das und das machen…bis zu dem Punkt, dass wir Verantwortung für Dinge übernehmen, die der Mensch selber machen kann. Und lange Zeit bleibt das unbemerkt. Manchmal über Jahre. Klar tun wir einander einen Gefallen, machen etwas, weil wir den anderen gern haben. Das gehört zum Geben und Nehmen in Beziehungen. Wichtig ist, dass wir sehen, wo das Geben grösser wird, als das Nehmen und wie wir damit umgehen.
Den Übergang, wo aus dem ausgeglichenen Tragen und getragen werden ein ZU – VIEL – tragen für andere wird, ist oft sehr schleichend. Da uns die Personen, denen es zu Gute kommt nicht unbedingt darauf hinweisen, ist es wichtig, selber aufmerksam zu sein und auf die leise innere Stimme zu hören. Die sagt zum Beispiel…das ist zu viel…ich mag nicht mehr…ich will nicht mehr…nicht das auch noch…ich kann nicht mehr…lasst mich alle in Ruhe…
Auch der Körper kann sich dazu äussern…Erschöpfung…Lustlosigkeit…Krankheit…Depression…
Und irgendwann machen auch die Dinge keine Freude mehr, die wir eigentlich gern machen…Beziehungen…Hobbys…gut essen…Kino…Filme…
Wie geht es dir damit? Läuten da die Alarmglocken? Dann höre gut auf deine innere Stimme und nimm wahr, was du wirklich brauchst. Je nachdem, wie lange wir schon zu viel tragen, wissen wir das gar nicht mehr genau. Nachdem ich sehr viel Zeit mit unseren Kindern verbracht hatte und ich nach dem vielen Stillen, Nächte nicht durchschlafen, rund um die Uhr für die Kids dasein meinen ersten freien Tag hatte, war ich total überfordert. Ich wusste nicht, was mit mir anfangen. Ich freute mich darauf, dass ich endlich mal niemanden hatte, um den ich mich kümmern musste UND hatte gleichzeitig keine Idee, keine Kraft und keine Kreativität mehr, was ich mit mir alleine anfangen sollte. Mittlerweile ist das meistens anders…in die Natur, auf die Mainau, in ein gutes Café, ein Buch lesen, das mich weiter bringt, Freunde treffen, Neues lernen, mit Menschen reden, kreativ sein. Ich bin so froh, dass ich das wieder entdecken durfte und doch bin ich immer wieder gefordert, nicht zu viel zu tragen und zu erkennen, dass ich nicht die einzige bin, die das Rad am Laufen hält.
Hast du ein ausgeglichenes Geben und Nehmen? – Wenn ja, dann ist das wunderbar. Wenn du magst, dann schreib doch in die Kommentare, wie du dich erholst. Das kann für andere inspirierend sein.
Wenn du noch nicht so gut Nein sagen kannst und dich auch überfordert fühlst, wenn du nur für dich alleine die Verantwortung trägst, dann hab den Mut, dir zu überlegen, was du machen kannst, bzw. lassen kannst, um zu dir zu finden, die leise innere Stimme zu hören und ihr auch den Raum zu geben. Die Sehnsucht zu sehen, die schon lange mal wieder gehört werden will. Denn die ist da, auch wenn du sie im Moment vielleicht nicht wahr nimmst. Denn die gehört zu dir.
Dafür wünsche ich dir Mut.
Ganz herzliche Grüsse – Ria.
Liebe Ria, wie wahr! ich hab mir bewusst von Mo-Fr eine Stunde freigeschaufelt, in der ich Lese (Themen die mich intressieren, Biografie, Ratgeber „bitzeli Hirntraining“ 😉 ). Es ist happig, vorallem wenn ich das Gefühl hab ich könnte die Zeit sinnvoller nutzen (zb zuhören oder putzen oder oder) aber es tut mir so gut und ich merke ich hab somit wieder energie für den Alltag und kann geben.
Liebe Jessica, das klingt sehr gut. Und du hast recht, diese Zeiten sind oft sehr umkämpft. Ich freue mich, dass du dran bleibst und je öfter wir uns diese Zeiten raus nehmen, um so leichter fällt es. Danke für dein Teilen. Liebe Grüsse – Ria