Nach dem letzten Newsletter hat sich ein Mann bei mir gemeldet. Er wollte wissen, wie er denn heraus finden kann, was Frauen verletzt und was sie brauchen.
Ich finde diese Frage so wichtig, dass ich einen Blogartikel dazu schreibe.
Es ist toll, wenn man herausfinden möchte, was den anderen verletzt, was die andere Person braucht und was dient.
Manchmal wäre es schön, eine Gebrauchsanleitung zu haben. Wie funktioniert ein Kind…die Freundin…der Freund…die Partnerin…der Partner? Eine Anleitung, wo steht, das verträgt sie/ er, das nicht…das verletzt und das nicht.
Ich denke schon an den Fragen merkst du, dass wir Menschen so nicht funktionieren. Denn wenn ich von mir ausgehe. Dann ist das, was mir nahe geht und was nicht, teilweise sogar Tageszeit- abhängig. Was mich am Morgen verletzt, macht mir am Nachmittag nichts aus.
Ich denke, wir wissen alle, dass bestimmte Dinge, wie physische und psychische Gewalt/ Missbrauch klar verletzend sind. Auch wenn man hier manchmal den Eindruck hat, dass die Opfer immer wieder in ähnliche Beziehungen geraten, was natürlich auch angeschaut werden sollte.
Reden wir jetzt von Situationen im Alltag.
Wir telefonieren mit der besten Freundin und plötzlich spüren wir, dass irgendwas nicht mehr stimmt. Die Freundin wird ruhiger, ist plötzlich kurz angebunden und beendet das Gespräch so schnell wie möglich. Was ist passiert? Keine Ahnung… und nun geht das Rätselraten los. Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich etwas gesagt, was ich besser nicht gesagt hätte? Habe ich eine Leiche im Keller angesprochen? Habe ich über eine Person gesprochen, die für meine Freundin ein rotes Tuch ist?….es gibt sehr viele Möglichkeiten.
Merkst du was? Es ist praktisch unlösbar. Du kannst nicht wissen, was deine Freundin gerade dazu bewegt hat, so schnell wie möglich aufzulegen. Es gibt unendliche Möglichkeiten.
Vielleicht hast du eine Ahnung, aber wissen kannst du es nicht.
Wie findest du es heraus? Klar, das Einfachste ist, dass du sie fragst. Leider machen wir das nicht, sondern zermartern uns den Kopf, reden mit einer anderen Freundin, dem Partner darüber, lesen im Internet nach, was das Problem sein könnte. Manche posten es in den sozialen Medien, ob jemand eine Idee hat. Ich weiss, das klingt sehr weit her geholt, aber das habe ich schon beobachtet.
Dabei wissen wir, dass es nur einen Weg gibt, herauszufindende as los ist: Frag deine Freundin!
Warum machen wir das nicht? Hier ein paar Ideen:
- Wir sind es nicht gewohnt, ehrlich zu sein.
- Man kann es doch nicht einfach ansprechen?!
Was ist, wenn ich Schuld bin? - Wird sie dann meine Freundin bleiben?
- Aus Angst zu verlieren.
Vielleicht fallen dir noch ein paar andere Argumente ein.
Und wenn ja, dann frag dich jetzt: Was passiert, wenn du deinen Eindruck nicht ansprichst?
- Du lässt etwas zwischen deiner Freundin und dir stehen…die Beziehung ist nicht mehr so frei, wie vorher.
- Du denkst etwas über sie oder dich, was vielleicht gar nicht stimmt.
- Du ziehst dich zurück.
- Vertrauen wird auf die Probe gestellt.
Warum? – Einfach weil du es nicht angesprochen hast.
Wenn dich dieses Szenario anspricht, dann empfehle ich dir Folgendes:
1. Überleg dir die Beziehungs- Situation, in der du dich befindest.
2. Was ist passiert? Was empfindest du?
3. Hast du ein Erklärung für die Situation, für das, was zwischen dir und der anderen Person steht?
4. Wenn nicht, was genau hält dich ab, mit dieser Person ehrlich zu reden, deine Bedenken zu äussern, die Frage zu klären. Hier kommen deine Ängst und eventuell auch Erfahrungen zum Vorschein. Bist du selber verletzt?
5. Hast du diese identifiziert? Welche Frage steht für dich im Raum? Die kannst du bearbeiten – entweder allein oder mit jemandem zusammen. Hier können frühere Erfahrungen mit reinspielen, die mit der Person gar nichts zu tun haben.
6. Sprich mit der Person, die es betrifft.
Ich sage nicht, dass das immer einfach ist, denn auch die andere Person bringt ihre Erfahrungen und Geschichte mit. Und das ist gut so. Das gibt euch die Möglichkeit, dass ihr beide neue Wege beschreiten könnt.
Hilft dir das weiter? Hast du noch Fragen oder wärst du froh, eine Beziehungssituation in einem Gespräch zu klären – melde dich bei mir. Ich freue mich darauf.